Regen hatten wir schon, aber Sturm noch nicht. Zumindest nicht so. Böen mit zwischen 50 und 100km/h rüttelten die ganze Nacht an unseren Zelten. Da war der Dauerregen nur noch Nebensache. Erst kam der Wind hinab vom Ben Nevis, dem höchsten Berg Großbritanniens, dann, in den Morgenstunden, aus der anderen Richtung von Fort William.






Der Zeltplatz war am Morgen nicht mehr der selbe, wie am Abend zuvor. Viele Zelte waren dem Wind zum Opfer gefallen. Unsere nicht. Gut aufgebaut und ordentlich verzurrt standen sie an ihren Plätzen und trotzen den Urgewalten. Nicht nur, dass unsere Zelte wie eine eins standen, nein, noch vor dem Frühstück begannen unsere kleinen Wanderer auch noch zusammengebrochene Zelte einer anderen Gruppe wiederaufzubauen. Wahnsinn. Unser Stolz in diesem Moment war größer als Ben Nevis.
Gut dass wir nicht noch eine Nacht in unseren Zelten verbringen müssen, denn nach dem Abbau an diesem Morgen, sind alle von innen und außen nass.
Ein letztes Mal Porridge mit Äpfeln, ein letztes Mal alles in die Rucksäcke verstauen, ein letztes Mal die Regencapes über den Kopf, ein letztes Mal losgehen. Noch vier Kilometer und wir haben es geschafft. Noch drei, zwei, einer.
Am Ende des West Highland Ways, des alten, originalen, steht ein kleines Denkmal als Willkommensgruß für die Wanderer. Eigentlich viel zu klein für die Leistung, die einem der Weg abverlangt. Und dann doch groß genug um sich daran anzulehnen und in Gedanken den Weg nochmal zu gehen. WIR HABEN ES GESCHAFFT! Und als wenn uns irgendwer oder irgendwas wohlgesonnen wäre, bricht in dem Moment, in dem wir unser Finisherfoto machen, die Sonne durch die Wolken. Danke an alle Highlander und alle guten Geister die uns in den letzten Tagen begleitet, geleitet und nie verlassen haben.
Ein paar Minuten später stehen wir im Ortskern von Fort William, wo ein weiteres Denkmal für uns Wanderer aufgestellt wurde. Eine Bank mit einem Wanderer, der sich nach über 150km den Fuß massiert. Was für ein treffendes Bild. Ein paar Fotos später verteilen sich die 15 Gefährten auf die umliegenden Restaurants, Shops und Pubs, um sich zwei Stunden später für den letzten Teil der Reise wieder zu treffen.
16.00 Uhr. Alle sind da und wir gehen zum Bus nach Glasgow. Um 17.00 Uhr ruckelt der Bus dann los, den ganzen Weg der letzten neun Tage zurück. In nicht einmal vier Stunden. Aus dem Fenster blickend, erhaschen wir immer wieder kleine Fetzen „unseres“ Weges. Kleine Momente, in denen das Kopfkino anspringt, und jeden von uns wieder zurück auf unsere Reise bringt. Devils staircase, unsere Schiffahrt, Kaffee und heiße Schokolade im Bed and Breakfast,…schön, aber auch ein wenig traurig, dass es vorbei ist.